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BabelEyes: Disappearing Languages (Review)
Artist: | BabelEyes |
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Album: | Disappearing Languages |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Klassik / Jazz / Chanson / Experimental |
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Label: | Hevhetia | |
Spieldauer: | 59:05 | |
Erschienen: | 10.04.2015 | |
Website: | [Link] |
Der Franzose Philippe Kadosch strickt mit dem Projekt BABELEYES einen symphonischen Sound zwischen Klassik (klar), Jazz (oho) und Liedermacher-Elementen quasi aus aller Welt, was sich recht prosaisch liest, aber ziemlich aufregend klingt - angeführt von der brasilianischen Grande Dame des avantgardistischen Gesangs: Tetê Espíndola.
Konzeptionell versteht sich "Disappearing Languages" als Fanal für vom aussterben bedrohte Sprachen eingeborener Völker aus aller Welt, wozu das Label dem Digipack ein extrem dickes Büchlein anheimstellt, das unbedingt studiert werden sollte, denn die Musik erhält dadurch tatsächlich eine neue Dimension, als sei sie nicht schon dynamisch genug.
Das Ensemble Quark Sinfonietta gießt Kadoschs Kompositionen in orchestrale Songs im wahrsten Sinn des Wortes, denn die Struktur der Stück ist ihren üppigen Arrangements zum Trotz recht leicht zu durchschauen, eben weil der Gesang des gemischtgeschlechtlichen Quartetts an der Spitze im Mittelpunkt steht.
"Noiram" vertont sumerische Keilschrift (!), "Kaprolin" eine kretische Silbensprache und "Amigo" das indigen mexianische Ayapaneco, was sich jeweils wie 1920er-Chanson, Vocal Jazz oder südländischer Tanz mit Gesang anhört. Ausgesprochen rhythmisch fällt "Mawaca" mit Bezug auf die Klicklaute der Bantu aus, wohingegen "Dinikita" wie "Indiu" nach Indien schielen (ersteres gar ins Kamasutra) und "Sadis Magicus" einen lateinisch kodierten Liebesbrief von Anne-Prospère de Montreuil an den inhaftierten Marquis de Sade verarbeitet.
Bleiben noch das schrille Kinderlied "Toy Dance", der Inuit-Heuler "Gliss!" und das jeglicher Beschreibung spottende Schlusstück "Unicorne". Hier gerät die Besprechung von Musik wahrlich an ihre Grenzen. Den Preis für das schrägste Stück orcehstraler Musik, das aber dennoch erstaunlich hörbar ist, heimsen definitiv die Macher von BABELEYES ein!
FAZIT: Ein Hoch auf wagemutige Labels wie Hevhetia, die solche unter kulturellen Gesichtspunkten vorbehaltlos lobenswerten Unterfangen fördern, und die Protagonisten selbst, die mit "Kadosch" eine sprachlos machende Abhandlung über exotische Sprache in tonaler Form erschaffen haben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Noiram
- Kaprolin
- Amigo
- Mawaca
- Dinikita
- Sadis Magicus
- Toy Dance
- Indiu
- Gliss!
- Unicorne
- Gesang - Tetê Espíndola, Rosalie Hartog, David Linx, Dani Black
- Sonstige - Philippe Kadosch
- Disappearing Languages (2015) - 12/15 Punkten
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